Videospiele sind der Feind.

Bewerbungsgespräch, irgendwo in Deutschland:

„Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
„Ich spiele gerne Video….ähhh ich töte Minderheiten!“
„Puh, dachte schon, Sie seien einer von diesen Videospielern, die in ihrer Freizeit wahllos Menschen töten ..Sie haben den Job!“

Ich hoffe, ich muss diese gestellte Bewerbungsgespräch niemandem erklären. Die hier verwendete Ironie versteht sich in diesem Falle hoffentlich von selbst.

Was möchte ich damit sagen? Alle Jahre wieder die selbe Leier. Ein Mensch, der einen gewaltigen Dachschaden hat, begeht eine grausame Tat und eins seiner Hobbys sind Videospiele. Das Gehirn von Menschen in wichtigen Positionen direkt:

*ratatatatatatata….Videospiele….grausame Tat….Amoklauf….Tim K…..Leipzig….*

VIDEOSPIELER = Mögliche Killer.

Selbes Beispiel:
Hitler (kann des sein?) war bekennender Vegetarier, Hundebesitzer und furchtbarer Zeichner. Nun müsste man nach der Denkweise, die häufig in der deutschen Politik verwendet wird folgendes daraus ziehen:
Jede Person, die entweder einen Hund sein eigen nennen kann, auf Fleisch verzichtet oder zeichnet fällt in das gleiche Raster, wie einer der größten Verbrecher überhaupt. Ok? In Deutschland leben 2019 ca. 6,1 Millionen Vegetarier (Quelle: Statista). Das würde heißen, 6,1 Nazis, Völkermörder und und und. Hui. Weitere Beispiele werden glaube ich zur Veranschaulichung nicht benötigt. Was ich damit aufzeigen möchte ist, dass man Menschen mit scheinbar psychischen Problemen nicht auf einzelne Hobbys oder Probleme komprimieren sollte. Psychische Problem sind in allen Fällen tiefgreifender. Angefangen von Vulnerabilitätsfaktoren über frühkindliche Bindung zu den Eltern, oder Erlebnisse. Eine Tat damit zu erklären, dass eine Person ein Hobby hat, was ein Risikofaktor sein kann ist einfach nur schwach und in unserer heutigen Welt einfach nicht mehr richtig.

Videospiele gibt es seit Ende der 70er Jahre. In dieser Zeit war die Gesellschaft noch eine ganz andere: jeder Tag hätte der letzte für alle sein können (stellt euch vor, Trump wäre zu dieser Zeit US-Präsident gewesen…). Doch die Gesellschaft, wie auch Videospiele haben sich in den letzten 45 Jahren weiterentwickelt. Der Kalte Krieg ist vorbei, Videospieleeinnahmen überschreiten das BIP von so manchen Ländern und sind inzwischen das größte Medium schlechthin. Und trotzdem gibt es immer noch diese antiquierte Denken, dass jemand der in seiner Freizeit zockt gleich ein möglicher Amokläufer ist? Kann mir das bitte jemand erklären?

Ich hoffe uns allen ist bewusst, dass Videospiele dazu betragen könne, wie jemand seine Umwelt wahrnimmt. Jedoch das nur auf Videospiele zu reduzieren ist schlichtweg falsch. Folgendes Beispiel: spielt ein Kind in jungem alter Spiele ab 18 Jahren, passiert etwas. Etwas schlimmes: die Eltern haben absolut keine Ahnung, was ihr Kind in der Freizeit macht. Gegen Videospiele in jungem Alter spricht in erster Linie gar nichts, solange man von einem moderaten Umgang spricht, oder auch altersgemäß. Ist dies nicht der Fall, so kann man von einer Beeinflussung sprechen, wie sich das Kind im späteren Leben verhält, auf Situationen reagiert und und und.
Ich selbst Arbeit mit Kinder im Alter von 6 – 10 Jahren zusammen und ich weiß, von was ich spreche. Wenn ich höre, dass am Wochenende ein Kind GTA V gespielt habe, kann ich nur den Kopf schütteln. Rein aus entwicklungspsychologischer Sicht kann ein Gehirn eines Kindes in dem Alter sehr schwer von Wahrheit oder Fiktion unterscheiden und wird beeinflußt. Hat es in dem Videospiel Konsequenzen, wenn ich wild um mich schieße, dabei 20 NPCs töte? Nein. Weiter muss ich es wohl nicht ausführen.

Wäre es nicht bei weitem sinnvoller, wenn der Umgang mit Videospielen begleitet wird? So kann man darüber reden, was gerade passiert und Kinder wachsen mit einem Verständnis zu dieser Materie auf.
Sollte man nicht Eltern in die Pflicht nehmen, die ihre Kinder völlig blauäugig zocken lassen, ohne zu wissen was und wie? Ist es für ein Kind sinnvoll, nach der Schule sechs Stunden vor dem Daddelautomat unbeaufsichtigt zu sein? Die Antwort sollte allen hier bewusst sein.

Worauf ich hinaus möchte: Videospiele sind inzwischen ein nicht zu verachtender Teil unserer Kultur auf der ganzen Welt. Videospiele haben unserer Kultur, in welcher wir leben maßgeblich geprägt, sowohl auf positive, als auch auf negative Art und Weise. Jedoch Videospiele so darzustellen, dass sie der Grund für ein unmenschliches Verhalten sind ist einfach falsch. Videospiele können uns helfen Beziehungen aufzubauen (zu fiktiven Charakteren), Empathie zu entwickeln, moralische Entscheidungen zu treffen, Konsequenzen zu erfahren, ohne dabei irgendjemandem Schmerzen zuzufügen.